GALLOWAY FILM

Vampires From Outer Space

Viel könnte man über diesen Film schreiben. Viel ist schon geschrieben worden. Beispielsweise ein 31-seitiges "Making-of" mit Szenenfotos.

Ein paar Zahlen und Fakten vorweg:

Es handelt sich um eine Parodie der 50er-Jahre-Horrorfilme. Bezeichnenderweise haben wir Bezug auf Ed Wood genommen, den anerkannt schlechtesten Regisseur aller Zeiten. Ziel war, ihn zu unterbieten. Das pädagogische Ziel dieses Vorhabens lag in der Methode, die Darsteller einmal bewußt übertrieben und schlecht agieren zu lassen, damit sie danach ernsthaftere Rollen ohne unfreiwilliges Pathos und Overacting hinlegen konnten. Ach was, in Wirklichkeit sollte es einfach nur Spaß machen...

Aus der Projektankündigung: "...es geht um ein UFO, einen Wissenschaftler, Marsmenschen, eine Reporterin, eine Sekretärin und einen jugendlichen Helden. Mindestens."

Der Film sollte bewußt billig und schnell entworfen und umgesetzt werden. Damit das nicht unverhofft zu anspruchsvoll werden konnte, hier die Rahmenbedingungen, unter denen Ed Wood offenbar jahrelang arbeitete und die wir auch weitgehend einhielten:

  1. Das Drehbuch muß innerhalb von drei Tagen verfaßt werden.
  2. Keine Szene wird wiederholt, es sei denn, sie ist technisch unbrauchbar oder der Text stimmt nicht.
  3. Der Film muß schwarzweiß sein.
  4. Jede Szene hat vom Regisseur mit dem Ausruf „Perfekt!“ kommentiert zu werden.
  5. Die Darsteller sind größtenteils irgendwelche Leute ohne Schauspielausbildung.
  6. Die Anzahl der Drehbücher ist kleiner als die Zahl der Darsteller.

Zudem bauten wir noch kleinere Kontinuitätsfehler ein, die aber nur bei genauem Hinsehen auffallen. Insgesamt ging es uns um "miserable Story, hölzern agierende Schauspieler, pappige Kulissen, unfreiwillige Komik und übertriebene Dramatik".
Es ist nicht ganz einfach, sich vom Streben nach Qualität zu lösen und mal kurz einen Film zusammenzupfuschen, aber wenn man erst mal diese Hürde überwunden hat, läuft es wunderbar. Man darf nur nicht da bleiben :-)
Um ein Team zusammenzubringen und einzelnen Darstellern die Angst vor der Kamera zu nehmen, ist es jedenfalls eine gut geeignete Methode. Auch jetzt sind noch etliche Mitwirkende von damals dabei, die in diesem Film ihren ersten Auftritt hatten.

Die Handlung ist eine Mischung aus Woods "Klassikern" Plan 9 from Outer Space und Bride of the Monster, angereichert mit dem Vampirthema, einem Schuß „Lois und Clark“ und ein paar Überbrückungselementen.
Das Drehbuch wurde begeistert gelesen - daher mußte mein Regieassistent es öfters wieder einfangen - und von den Darstellern verbal ergänzt. Dieses "Ändern während des Filmens", das auch in Hollywood gang und gäbe ist, mache ich sonst überhaupt nicht, aber hier paßte es durchaus hin, und so entstanden etliche Szenen, die gar nicht geplant waren.
Immerhin wurden dadurch einige Charaktere wesentlich besser beleuchtet als ursprünglich geplant war. Die Beziehung zwischen Sarah Parker und James White beispielsweise war im Drehbuch bestenfalls angedeutet, aber die beiden Darsteller machten sich einen Spaß daraus, dramatisch zu sein, und andere zogen mit, wodurch der biedere Chefredakteur des Atwood Herald plötzlich zu einem Frauenschwarm avancierte.

Trotz allem geplanten und ungeplanten Chaos verliefen die Dreharbeiten recht zügig. Die Ed-Wood-Regeln helfen natürlich dabei, und ich kann nur jedem abraten, sie für eigene Produktionen einzusetzen ;-)

Horrorfilme sind natürlich nichts ohne großartige Schurken oder noch besser Monster. Die titelgebenden Vampire bestanden hier aus einer außerirdischen Vampirin von der Rasse der Weem, über die man im Prinzip wenig erfährt außer daß sie den Menschen tausendfach überlegen sind. Als Beweis sieht man immerhin ein Raumschiff (für ein paar Sekunden) und den grottenschlecht maskierten Androiden Zetus 4. Der Regieassistent Marco spielte diese Rolle mit stoischer Würde. Nairal aber war die ideale Verkörperung der bösartig-verführerischen Vampirin, und warum sie die Erde im Abendkleid erobern wollte, kann man im "Making-of"-Buch nachlesen.

Man kann VFOS nicht nennen, ohne auch Professor Katzenstein zu erwähnen, der von Ritchie Eberle unnachahmlich kauzig und größenwahnsinnig präsentiert wurde. Der (zur Hälfte von ihm improvisierte) Text über die superatomaren Androiden ist so unfaßbar wie unvergeßlich.

43 min., s/w